Friday, February 19, 2010

Knutschen für eine bessere Welt


Schwester Dagmar, icke und Schwester Janina

So, Karneval ist heute vorbei. Die Stadt kehrt langsam von dem nun schon mehr als 2 Wochen währenden Ausnahme- zum Normalzustand zurück. Wenn man in Rio von einem Normalzustand sprechen kann.
Haupterkenntnis: Brasilianer sind wirklich nicht schüchtern. Während den deutschen Männern der Ruf "subtiler Flirter" nachhängt, bleibt hier in Rio wenig Raum für Missverständnisse. Wenn man Glück hat, wird man vorher noch gefragt, ob man knutschen will... wenn nicht, kann man auch nicht grade von Pech reden...
Jedenfalls kann man 24h feiern auf sogenannten "blocos", Straßenumzügen in verschiedenen Teilen der Stadt.





Bloco in Ipanema


Stärkungsfrühstück mit Ausblick in der Wohnung meiner Kolleginnen vor dem Carmelitas Bloco, zweite von links ist Dagmar, meine Mitbewohnerin


Carmelitas Bloco in Santa Teresa

Im Rahmen meiner soziologischen Feldstudien konnte ich folgendes beobachten: es wird 1. sich zu einer bestimmten Uhrzeit versammelt (concentracao), 2. ordentlich gebechert, 3. sich gegenseitig mit Wasser vollgespritzt und Luft zugefächert mit Papierfächern, auf denen auch dankbarerweise der Text des Liedes steht, das die nächsten Stunden immer dasselbe sein wird, 5. selbiges Lied aus vollem Halse gesungen, 6. dazu mit dem Popo gewackelt (spätestens hier wird man als Tourist erkannt), 7.(oder an beliebiger Stelle) nach potentiellen Knutschopfern Ausschau gehalten, 8. geknutscht (zu allen Zeiten möglich), 9. versucht seine Freunde in den Massen wiederzufinden und 10. (falls 9. nicht erfolgreich) werden neue Freunde gemacht.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass 4. fehlt. Mein Fehler. Hab nur keine Lust gehabt die Zahlen nochmal zu ändern. (Vielleicht könnte man noch die Benutzung der übelriechenden Dixieklos erwähnen, aber das passt nicht ganz zum Rest des harmonisch gezeichneten Bildes, daher lass ich's doch lieber weg. Is man ja außerdem als versierter Festivalgänger gewohnt). Hier etwas Beweismaterial:

http://www.youtube.com/watch?v=qUYryCZQAGI

(Wollte das Video als link einfügen, aber wollte Herr blog nicht so richtig, also einfach kopieren und einfügen...)

Im Sambodromo, da wo die Sambaschulen in 1h 20min die Früchte ihrer unermüdlichen, ein Jahr währenden Arbeit präsentieren, läuft alles etwas familiärer und gesitteter ab. Komischerweise werden hier am Eingang Kondome verteilt, die vielleicht nicht ganz im Sinne des Erfinders, zu Ballons aufgeblasen und im Stadion herumgebounct werden.

Um das Bild bouncender Kondome nicht als eindrucksvollstes in euren Köpfen verweilen zu lassen und weil sich die Geschehnisse jeder verbalen Dokumentation entziehen, hab ich mal was vorbereitet:

http://www.youtube.com/watch?v=LIyacSdEe3A

Man fragt sich wo das ganz Geld herkommt (der Ausschnitt zeigt nur einen Bruchteil der gesamten Prozession EINER Sambaschule), wenn man bedenkt, dass die meisten Sambaschulen Favelas entspringen. Der informierte Leser weiß woher.

Da das Leben aber nun mal kein Ponyhof ist, muss ich mich jetzt mal wieder an meine Unterrichtsvorbereitung setzen. Habe mir aber neulich einen Neoprenanzug gekauft. Der wird demnächst mal ausprobiert. Schon mal so als kleiner Teaser, damit ihr am Ball/Blog bleibt...

Es grüßt euch schwitzend,
eure Antje

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